Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Holzkirchen • Haidstraße 3 • 83607 Holzkirchen
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Auf ein Wort
Liebe Leserin, lieber Leser,
„Allein aus Gnade gehört uns sein Herz,
allein durch den Glauben zieht er uns himmelwärts…“
so heißt es in dem Song von Addi Manseicher,
der u.a. auch studierter Pfarrer ist. Diese Liedstrophe
gehört zum Mottolied, welches sich die
evangelisch-lutherische Kirche in Bayern (ELKB)
für das Reformationsjubiläumsjahr 2017 wünschte.
Denn protestantischer Glaube hat sich, wie schon
bei Luther selbst, zu allen Zeiten hörbar gemacht.
„Sola fide“ ist das dritte Alleinstellungsmerkmal
der reformatorischen Gedanken Luthers. Allein aus
Glauben selig zu werden, vor Gott bestehen zu können,
ja leben zu können – so theoretisch das „Sola
fide“ klingt, so praktisch und lebensnah und hörbar
kann es sein: Weiß man vor der kirchlichen Hochzeit,
ob alles gut geht und so wird, wie man versprochen
hat? Weiß man, dass man sich immer
lieben wird in guten wie in schweren Zeiten?
Nein, man kann sich nur gegenseitig und auf Gott
als dritten im Bund vertrauen. Weiß man, ob das
Seil hält und die Seilschaft zusammen hält?
Nein, man kann nur darauf vertrauen und braucht
überdies noch die nötige Dosis Gottvertrauen.
Mit Wissen und Prüfen allein kommt keiner weit
und bleibt „allein auf sich“ selbst gestellt. Das ist
dann das Gegenstück zu „allein aus Glauben“.
Selbst in Geschäftsbeziehungen, wo es angeblich
nur um Geld und Materielles geht, zählt letztlich
und zu allererst das Vertrauen, das auch Geschäftspartner
miteinander aufbauen müssen. Wie
sollte also das Vertrauen in Gott ausgenommen
sein aus unserem Leben? Wobei Glaube über Vertrauen
noch hinausgeht. Das Vertrauen geht von
mir aus und gründet sich aus guten Vorerfahrungen.
Der Glaube wird mir geschenkt, ich muss ihn
nur entdecken und walten lassen. Sola fide bleibt
also Lebenselixier – greifbar, hörbar und aktuell
bis heute.
„Und dann spür ich wie der Zweifel nagt, ist das
alles überhaupt gefragt…“ geht der Luther-Song
weiter. Zum Glauben gehört der Zweifel. Thomas,
in dessen Haus wir uns ja auch neben der Segenskirche
immer wieder aufhalten, hat die Auferstehung
Jesu hinterfragt und tat damit etwas sehr
menschliches. Gut, dass es ihn gab; gut, dass wir
immer wieder von ihm hören. Es braucht Mut, zu
hinterfragen und Selbstzweifel zuzulassen.
Allerdings stärkt uns der Zweifel auch, nicht alles
und jedem Glauben zu schenken, übrigens auch
nicht den „gefaketen“, (also erfundenen) Ankündigungen
von angeblichen Fake News. Dabei könnte
man ver-zweifeln.
Im Glauben zu zweifeln heißt überdies, Gott wieder
einen Raum und die Möglichkeit zu geben,
immer wieder mit uns anzufangen und den Glauben
in uns hinein zu pflanzen. Möge in diesem
Sinne unser Leben und Singen, unser Lesen und
Ringen, Arbeiten und Ruhen „allein im Glauben“
geschehen!
Pfarrerin Doris Wild