Mit dem Esel ging alles los.

Auf seinem Rücken zieht Jesus nach den biblischen Berichten in Jerusalem ein. Dass die Karwoche mit diesem Ereignis beginnt, hat seinen Sinn. Denn der Esel hat viel mit Jesus Christus gemeinsam. Man sollte nicht den Fehler machen, Esel für dumm zu halten: Sie machen nicht immer was sie sollen, aber immer was sie wollen. Und wenn es unübersichtlich wird, halten sie an und verschaffen sich einen Überblick.

Den Überblick hat Jesus Christus wohl in ganz besonderer Weise gehabt. Ihm war klar worum es ging: Tradition war auch für ihn die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche. Wenn es um die Zuwendung Gottes zu den Menschen ging, dann machte er keine Kompromisse. Er brachte damit die Gewohnheiten durcheinander. Und ging dafür bis ans Kreuz.

In der Karwoche 2023 geht es für uns Christen nicht nur darum, eine große Gedenkfeier zu veranstalten. Sein Gang ans Kreuz zeigt uns, dass es Gott bitter ernst ist, uns nicht im Stich zu lassen. Dass es ihm aber auch bitter ernst ist, allen zur Seite zu stehen, die es im Leben schwer haben. Keiner der leidet kann uns egal sein, erst recht nicht in der Karwoche. Jesus ist nicht egal – und schon gar nicht dumm. Er zeigt, dass die Gesetze, die seine Kreuzigung ermöglicht haben, zum Tod führen. Gott aber geht es um das Leben.

Deshalb geht es für uns nicht ums Gedenken, sondern um die Nachfolge. Wir Christen sind aufgerufen, die Botschaft von Jesus Christus weiterzutragen. Und das nicht nur mit Worten. Deshalb ist der Einsatz für Flüchtlinge, für Kranke, für Hungernde, für Obdachlose und Arme, überhaupt für die anderen Menschen keine nur humane Idee, sondern Auftrag für uns. Dieser Auftrag hat für uns mit dem Leben zu tun, so wie es gedacht ist. Und manche gehen für diese Solidarität ziemlich weit, auch heutzutage.

Dass dieser Weg mit dem Kreuz nicht einfach zu Ende ist, wird an Ostern klar. Auf wunderbare Weise zeigt der Aufgang der Ostersonne und das leere Grab, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Natürlich ist das kaum zu glauben. Aber auf wundersame Weise geht die Botschaft weiter, hört der Weg Jesu nicht auf. Die Botschaft von der Zuwendung Gottes zu den Menschen, von der Gemeinschaft aller Menschen vor Gott ging schon damals in alle Welt und breitet sich heute noch aus. Und stärkt überall.

Was mit dem Esel noch passiert ist, ist nicht überliefert. Klar aber ist: Seine Schritte waren wichtig für den Weg dieser Botschaft. So wie unsere Schritte heute dafür wichtig sind.

Ihr Pfarrer Peer Mickeluhn